Zahngesundheit: Warum haben Frauen schlechtere Zähne?

Immer wieder kommen Studien rund um die Mundgesundheit zu dem Ergebnis, dass Frauen schlechtere Zähne haben als Männer. Das liegt jedoch nicht an einer mangelnden Hygiene, sondern an biologischen Faktoren. Welche das sind und wie du vorbeugen kannst, erfährst du hier.

Studienlage zur Zahngesundheit von Frauen

Bei zahlreichen Krankheiten ist bereits seit längerer Zeit bekannt, dass sie geschlechterspezifisch auftreten. Sie können also nur bei einem Geschlecht entstehen oder kommen dort signifikant häufiger vor. Das liegt einerseits an der verschiedenen Lebensweise von Männern und Frauen, vor allem aber an körperlichen Unterschieden, denn ihr Körper reagiert schlichtweg anders. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Hormone. Die sogenannte Gendermedizin gewinnt deshalb seit einigen Jahren an Aufschwung, was ebenfalls bezüglich der Zahngesundheit gilt  
Ärztin im Interview

Denn auch hier konnten in den vergangenen Jahren immer mehr Studien einen Unterschied zwischen den Geschlechtern feststellen: In ihrem Bundesgesundheitsblatt hat die Deutsche Gesellschaft für geschlechterspezifische Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGGZ) insgesamt 48 Studien aus 30 Jahren Forschung ausgewertet und kam dabei zu dem eindeutigen Ergebnis, dass  deutsche Frauen durch fast alle Altersgruppen hinweg im Durchschnitt weniger Zähne haben als Männer. Besonders groß sind die Unterschiede zu den Männern bei Müttern.    

Kinder kosten tatsächlich Zähne

„Jedes Kind kostet einen Zahn“, so lautet eine alte Volksweisheit und tatsächlich scheint auch sie einen wahren Kern zu haben. Demnach ist die Zahngesundheit vor allem bei Frauen schlechter gegenüber jener von Männern, wenn sie mindestens ein Kind zur Welt gebracht haben.

Frauen haben eine bessere Mundhygiene

Es mag Fälle geben, in denen eine unzureichende Zahnpflege für die schlechtere Mundgesundheit von Frauen verantwortlich ist. Allerdings handelt es sich dabei um Ausnahmefälle. Im Allgemeinen pflegen Frauen ihre Zähne nämlich besser als Männer und leben generell gesünder, was sich beispielsweise in einer ausgewogeneren Ernährung widerspiegelt. Sie reinigen ihre Zähne zudem sorgfältiger und gehen häufiger zum Zahnarzt. Statistisch betrachtet kann eine schlechte Mundhygiene daher nicht die flächendeckende Ursache für das Problem sein. Stattdessen suchen die Wissenschaftler mittlerweile nach biologischen Gründen für die schlechtere Zahngesundheit von Frauen – und sie sind fündig geworden.

Hormone wirken sich auf die Zahngesundheit aus

Wenn sich gesundheitliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen auftun, die nicht durch ihre Lebensweise zu erklären sind, sind häufig Hormone die Ursache. Auch in diesem Fall hat sich die Forschung in den vergangenen Jahren daher auf hormonelle Unterschiede und ihre Auswirkungen auf die Mundgesundheit konzentriert. Während Frauen nämlich häufiger an Karies und Erosionen leiden, haben Männer eher Parodontitis oder Wurzelkaries. Das liegt vor allem daran, dass Männer häufiger rauchen.
Bei Frauen liegt das Risiko hingegen in den Hormonen, denn bis zur Pubertät zeigen sich keine Unterschiede bei der Zahngesundheit zwischen Jungen und Mädchen. Ab etwa dem 15. Lebensjahr entsteht bei den Mädchen jedoch eine erste hormonbedingte Beeinträchtigung ihrer Zahngesundheit. Weitere Schübe lassen sich oftmals im Rahmen einer Schwangerschaft sowie in der Menopause beobachten. Ein Risikofaktor, der bei Frauen häufiger auftritt als bei Männern, ist zudem eine Bulimie, die sogenannte Essbrechsucht.

Risikofaktoren für die Zähne von Frauen

Tatsächlich konnte die Wissenschaft diese Theorie mittlerweile bestätigen und herausfinden, inwiefern die Zahngesundheit mit den weiblichen Hormonen zusammenhängt. Jeder Mensch hat im Zahnfleisch nämlich Hormonrezeptoren, die auf verschiedene Hormone reagieren. Bei Männern werden aber bekanntlich andere Hormone ausgeschüttet als bei Frauen und auf diese reagiert das Zahnfleisch empfindlicher. Das gilt vor allem für die Schwangerschaftshormone Östrogen und Progesteron. Während einer Schwangerschaft ist zudem das häufige Erbrechen, das manchmal im ersten Schwangerschaftsdrittel auftritt, ein Risikofaktor, welcher den Zahnschmelz angreift.

Während der Menopause  verändert sich hingegen der Speichel. Durch den zunehmenden Östrogenmangel produzieren die Frauen weniger Speichel, der jedoch wichtige Aufgaben für die Zahngesundheit übernimmt: Befeuchtung der Schleimhäute, Remineralisierung der Zähne und das Ausspülen von Bakterien sowie Speiseresten. Zudem ist der Speichel dafür zuständig, das orale Mikrobiom im Gleichgewicht zu halten, was für gesunde Zähne unverzichtbar ist. Zuletzt können sich gewisse Autoimmunerkrankungen, die bei Frauen häufiger auftreten als bei Männern, negativ auf ihre Mundgesundheit auswirken. Schlimmstenfalls kommt es in den Wechseljahren zu einem hormonell bedingten Knochenabbau, der auch den Kiefer betrifft und dadurch einen Zahnausfall begünstigt.
Vor allem in den Wechseljahren ein Problem

Fakt ist also: Die schlechtere Zahngesundheit ist bei Frauen vor allem biologisch begründet. Daher sind ihre Möglichkeiten zur Prävention eingeschränkt. Trotzdem können und sollten sie vorbeugende Maßnahmen ergreifen, um ihre Zähne so lange wie möglich so gesund wie möglich zu halten.

Finanzielle Vorsorge für Frauen umso wichtiger

Durch diese Maßnahmen lässt sich das Risiko von Zahnproblemen zwar verringern, aber niemals vollständig beseitigen. Wie bereits erwähnt, bist du gegen die hormonellen und biologischen Einflüsse als Frau ein Stück weit machtlos. Ein wichtiger Pfeiler bei deiner Vorsorge ist deshalb auch der finanzielle Aspekt. Um dich vor Folgekosten zu schützen, falls es früher oder später zu Beeinträchtigungen deiner Zahngesundheit kommt, ist daher eine gute Versicherung wichtig. Einerseits brauchst du eine Krankenversicherung, die in Deutschland ohnehin verpflichtend ist und grundlegende zahnärztliche Behandlungen abdeckt. Andererseits empfiehlt sich eine Zahnzusatzversicherung, um finanzielle Lücken zu schließen, die von der Krankenversicherung nicht abgedeckt werden. Dadurch musst du dir zumindest um die Kosten keine Sorgen mehr machen, wenn es um deine Zahngesundheit geht.

Verantwortung übernehmen für die eigenen Zähne

Zuletzt ist es wichtig, den eigenen Zähnen höchste Priorität zu geben. Viele Frauen nehmen Warnzeichen wie Zahnfleischbluten nicht ernst oder nehmen sich schlichtweg nicht die Zeit, um zum Zahnarzt zu gehen. Das gilt vor allem nach einer Geburt sowie mit Kleinkindern.

Es ist jedoch unerlässlich, deine eigene Gesundheit ernst zu nehmen und eine Lösung zu finden, um bei Bedarf zum Arzt zu gehen. Denn bei einer frühzeitigen Behandlung sowie durch regelmäßige Vorsorgetermine lassen sich viele Zahnprobleme präventiv verhindern.

Ansonsten entsteht schnell ein Teufelskreis, beispielsweise kann geschwollenes, blutendes oder gerötetes Zahnfleisch dazu führen, dass du beim Putzen Schmerzen verspürst. Dadurch putzt du weniger gründlich, es bilden sich Zahnbeläge, das Zahnfleisch entzündet sich und die Schmerzen werden stärker. So oder so ähnlich entstehen viele Erkrankungen im Mund, die eigentlich hätten verhindert werden können. Als Frau ist es deshalb umso wichtiger, Verantwortung für deine Zahngesundheit zu übernehmen, unabhängig von deiner Lebenssituation. Du wirst es dir selbst irgendwann danken!